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Nachwort von Rüdiger Jung (Auszug)

Sabine Sommerkamps „Lichtgedanken“ beschreiben einen metaphysischen Kosmos. Der Hintergrund ist biblisch, genauer: johanneisch konturiert.
Prolog: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“ (1. Joh.1,5) Motto des „Lichtbund“ (Lichtgedanken, S. 29): „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh. 14,6)
Epilog: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm.“ (1. Joh. 4,6)

Die Gliederung der Gedichte indes hat einen spezifisch paulinischen Einschlag. Das Gedicht „Wir werden getragen von Hoffnung“ verweist auf 1. Korinther 13, Vers 13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Um dieser Vorordnung Rechnung zu tragen, ändert Sabine Sommerkamp die Reihenfolge der paulinischen Trias. In den fünf thematischen Rubrizierungen der längeren Gedichte („Natur“, „Glaube“, „Liebe“, „Hoffnung“, „Betrachtungen“) steht die Trias in der Mitte, und die „Liebe“ besetzt noch spezifischer das Zentrum.

GEDANKEN ZUM LICHT
Ein Beitrag von Michael Batz (Auszug)

Licht ist ein Gedanke, den man sehen kann. Die Kraft des Erhellens und Durchleuchtens verleiht den gotischen Kirchenfenstern ihre eminente Aussagekraft. Kein Menschheits­traum ist ohne eine Licht-Metaphorik denkbar. Licht-Zeichen teilen Gedanken mit, sei es auf endlosen nächtlichen Meeren, sei es im Dickicht moderner Städte. Bis hin zu den bahnbrechenden physikalischen Entdeckungen der Neuzeit durch Newton und Einstein waren es Licht-Gedanken, die universales Weltbegreifen möglich gemacht haben. Das Moment der Freiheit kommt hinzu – entgegen allen Aneignungs­formen ist Licht ein „himmlisches“ Geschenk, das allen Menschen gehört. Im Sonnenlicht aufleuchtende Blumen mit funkelnden Wassertropfen am Wegesrand sind schöner als alle Kleider Salomons oder die Feste eines barocken Potentaten.